Solarspaziergang mit Komponentendemonstration

Um die ambitionierten Ziele des „Masterplan Solares München“ zu erreichen, müssen Stadtverwaltung, zivilgesellschaftliche Initiativen und privatwirtschaftliche Unternehmen gut zusammen arbeiten. Jedes Jahr soll die jährliche Zubaurate um 40 % gesteigert werden, bis 100 Megawatt Peak (MWp) pro Jahr erreicht ist. In 2022 lag der Photovoltaik-Zubau in der Stadt lediglich bei 12 MWp. Der zurückliegende Solarspaziergang bot viele Informationen und Austausch über unterschiedliche PV-Anlagen.

Am Mittwoch, dem 23.8.23 fand der zweite Solarspaziergang in Trudering in diesem Sommer statt. Bei hochsommerlichen Temperaturen spazierten etwa 25 Teilnehmende durch das Viertel rund um die Friedenspromenade und besuchten dabei zwei Anlagen in der Nachbarschaft. Zuerst wurde eine Doppelhaushälfte besucht, bei der „das Dach voll gemacht“ wurde. Danach erzählte der Betreiber eines Balkonkraftwerks an einem Reihenhaus den Interessierten von seinen Erfahrung. Vor dem eigentlichen Spaziergang gab es eine Produktdemonstration bei einem lokalen Photovoltaik-Händler, der sich auf den Verkauf von Komponenten für Balkonkraftwerke spezialisiert hat. Während der Vorführungen kamen vor allem die Anlagenbetreibenden zu Wort, es wurden viele Fragen gestellt und beantwortet. Experten der DGS (Deutsche Gesellschaft für Solarenergie) und von Solar2030 ergänzten mit ihrer Expertise zu diversen Themen.

Unterstützung für Balkonkraftwerke vom hiesigen Händler

Umso mehr erfreut es, dass es in Trudering jetzt einen ortsansässigen Photovoltaik-Händler gibt, der sich auf Balkonkraftwerke spezialisiert hat. Bisher – vor allem letzten Herbst und im Frühjahr – mussten Initiativen wie Solar2030 auf ehrenamtlicher Basis Sammelbestellungen organisieren. Damit wurde es Privatleuten ermöglicht, überhaupt an kleine Stückzahlen von PV-Komponenten zu kommen. Mit diversen rechtlichen Vereinfachungen und einer Veränderung am Markt hat sich diese Lage verbessert, so dass sich Solar2030 auf die Information, Beratung und Nachbarschaftsvernetzung konzentrieren kann. Dieser Solarspaziergang ist ein Beispiel dafür.

Nachdem beim PV-Händler ein Anschauungsobjekt eines Balkonkraftwerks aus nächster Nähe besichtigt werden konnte und viele Fragen beantwortet wurden, startete der eigentliche Spaziergang um 18 Uhr in der Friedenspromenade bei hochsommerlichen Temperaturen.

Spaziergang zieht selbst Aufmerksamkeit der Polizei auf sich

Um den Treffpunkt zu markieren, stellte die DGS eine Windfahne an der vereinbarten Kreuzung auf. Nur wenige Minuten nach Aufstellen der DGS Fahne interessierte sich die Polizei für den Spaziergang und befragte die Organisatoren. In Zusammenhang mit den angekündigten Protesten rund um die IAA war die Polizei in Alarmbereitschaft und vermutete hinter der Zusammenkunft eine politische Versammlung im öffentlichen Raum. (Die “Letzte Generation” hatte ab dem 24.8.23– dem Tag nach dem Solarspaziergang – München zur „Protesthauptstadt“ ernannt und gleichzeitig wurde das Mobilitätswendecamp im Luitpoldpark vom 5. bis 10.9.23 angekündigt.) Die Angelegenheit konnte schnell geklärt werden und der Solarspaziergang fand ohne Verzögerungen statt.

Privatinitiative zeigt, was in München möglich ist

Um den Masterplan Solares München zu erfüllen und ein Viertel des Stromverbrauchs Münchens mit Photovoltaik (PV) zu decken, wurde berechnet, dass 20 % der Grundstücksflächen in München mit Solarpaneelen bestückt werden sollen. Eine Machbarkeitsstudie des RKU (Referat für Klima- und Umweltschutz) bescheinigt auch, dass dies möglich ist.
Unsere erste Station im Solarspaziergang macht es vor: Das komplette Dach ist mit verschiedensten Solarkollektoren besetzt: Photovoltaik (PV), Photovoltaik+Solarthermie (PVT) und herkömmliche Solarthermie. Zusätzliche Erweiterungen auf einem Carport und der Garage sind geplant. Von der so produzierten Energie werden 89% selbst genutzt: Im Hausnetz, der Hausbatterie oder beim Laden des E-Autos. „Nur 11% des geernteten Stroms wird ins Netz eingespeist“, so die Aussage des Hausbesitzers. Diese Zahlen zeigen eindrucksvoll, was bei intelligenter Nutzung des vorhandenen Platzes und der vorhandenen Ressourcen möglich ist.

Mitorganisator des Spaziergangs ist die Initiative Solar2030, die sich das Ziel gesetzt hat, zivilgesellschaftlich die Münchner Bevölkerung bei der intelligenten Nutzung der Sonnenenergie zu unterstützen. Ganz konkret funktioniert dies über Mieterstrommodelle, PV auf Mehrfamilienhäusern und – direkt umsetzbar – bei Balkonkraftwerken.

Stecker-Solaranlagen als Einstieg geeignet

Sie gelten als die „Einstiegsdroge“ in die Solarenergie. Durch die Installation und den Betrieb einer solchen Anlage bekommt jeder ein Gefühl für Bedarf und Produktion von Energie.
Die wichtigsten Fragen vorweg:

  • Was sind 600 Watt?
  • Was ist der Unterschied zwischen kWh und kW?
  • Wie groß ist eigentlich der Grundverbrauch unseres Haushalts?
  • Kann ich den produzierten Strom der installierten PV-Module überhaupt selbst verbrauchen?
  • Ist die Pufferung des Stroms in einer Batterie wirtschaftlich?
  • Wie kann ich durch Verhaltensänderungen meine Eigenverbrauchsquote verbessern; wo sind die Grenzen – auch der eigenen Bequemlichkeit?

Die zweite Station des Solarspaziergangs thematisierte genau solche Fragen und die Erfahrungen beim Betreiben eines Balkonkraftwerks. Hier wurde den Teilnehmenden anhand einer Anlage, die an einem Balkongeländer montiert war, die wesentlichen Punkte erläutert. Bei einer Anmeldung für die Förderung bei der Stadt München gibt es inzwischen 40 Cent/Wp (Cent pro „Watt Peak“), also bei einem 600W Balkonkraftwerk 240 €. Die Anschaffungskosten liegen etwa bei 700 € inklusive Montagematerial. Der Gewinn für alle Interessierten ist es, aus den Erfahrungen bereits bestehender Anlagen zu lernen und diese für die eigenen PV-Vorhaben zu nutzen.

Auf den Wegen zwischen den Stationen kamen die Nachbarn untereinander in regen Austausch. Abgerundet wurde der zweistündige Spaziergang im Lindengarten Biergarten. Dort wurde in gemütlicher Runde noch bis in die Dunkelheit weiter über Nachhaltigkeitsthemen diskutiert.

Neben einem “Solar-Erntedankfest” im Oktober (vmtl Samstag 21.10) und einem November-Stammtisch am Dienstag 14.11. ist der nächste Solarspaziergang im Viertel für Januar (voraussichtlich Samstag 20.1.) geplant. Wir werden rechtzeitig informieren, bei Interesse gerne Email an solar@truderingimwandel.de oder im Newsletter eintragen.

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