Textilbranche in der (Corona)Krise – Jetzt Lieferkettengesetz und faire Labels unterstützen

©Initiative Lieferkettengesetz

Veränderungen im Textilsektor sind langwierig, Verbesserungen der Arbeits- und Umweltstandards setzen sich erst allmählich durch – und die momentane Situation ist für die Beschäftigten der ganzen Branche eine Katastrophe. Unmittelbar nach der Corona-bedingten Schließung aller Bekleidungsgeschäfte im März beschlossen viele Unternehmen laut Medienberichten die Stornierung ihrer Bestellungen bei den überwiegend asiatischen Lieferanten. Für Zehntausende Textilarbeiter*innen droht eine Verschärfung der ohnehin schon prekären Arbeitsbedingungen.

Im vergangenen Jahr wurde gerade erst das von Entwicklungsminister Müller lange angekündigte Meta-Siegel “Grüner Knopf” geschaffen. Es soll Kunden die Entscheidung für nachhaltige Bekleidung erleichtern und verspricht mehr Transparenz entlang der Lieferkette. Die Überprüfung ist allerdings auf die Prozesse “Zuschnitt und Nähen” und die Färbung der Stoffe begrenzt, Anbau/Herstellung der Fasern spielt bisher noch keine Rolle – und der Beitritt zum Siegel ist freiwillig.

Faire Labels tragen Verantwortung für ihre Lieferanten

Längst gibt es faire und nachhaltige Unternehmen, die nach den Kriterien der wichtigsten und strengsten Textil-Siegel produzieren lassen. Eine Siegel-Übersicht gibt es bei Greenpeace, die Unterscheidung liegt hier weitgehend in der Umsetzung sozialer oder ökologischer Standards. Wer einige der wichtigsten Marken kennenlernen möchte, kann diese Bestenliste von Utopia zu Rate ziehen.

Vier dieser Unternehmen haben im Zuge der Corona-Krise ein Manifest verfasst, das für die Solidarität mit der nachhaltigen Bekleidungsbranche wirbt, mehr Informationen unter https://fair-fashion-solidarity.de/

Lieferkettengesetz muss gestärkt werden

2011 wurden die UN-Leitprinzipien für Wirtschaft und Menschenrechte verabschiedet, auf deren Basis Unternehmen ihrer Sorgfaltpflicht in ihren Geschäftsbeziehungen nachkommen sollen. Nachhaltige und soziale Unternehmerverantwortung wird bereits durch die sogenannte “Corporate Social Responsibilty” (CSR) abgebildet, basiert wiederum nur auf Freiwilligkeit. Bestandteil des Koalitionsvertrags der Bundesregierung ist der Entwurf eines Lieferkettengesetz, das gemeinsam vom Bundesentwicklungsministerium und Bundesarbeitsministerium ausgearbeitet werden soll. Ziel ist eine gesetzliche Grundlage für Unternehmensverantwortung entlang der gesamten Wertschöpfungskette innerhalb Unternehmen mit mehr als 500 Mitarbeitern. Im Rahmen des Nationale Aktionsplan Wirtschaft und Menschenrechte (NAP) läuft derzeit das erforderliche Monotoring. Hierfür muss mindestens die Hälfte aller befragten Unternehmen einen Fragebogen zurücksenden, um ein verwertbares Ergebnis für den weiteren Prozess zu erhalten. Das weitere Verfahren stagniert allerdings – durch das Veto des Wirtschaftsministeriums und der Kritik der Bundesvereinigung deutscher Arbeitgeberverbände (BDA) verzögert sich der Prozess, ob bis zur Neuwahl 2021 mit einem Gesetz gerechnet werden kann, ist unklar.

Ein Zusammeschluss zahlreicher NRO bekräftigt mit einer Petition die Forderung nach einem adäquaten Lieferkettengesetz, mehr Informationen unter https://lieferkettengesetz.de/

Literatur- und Linkliste Faire Bekleidung