Den Dingen ihren Wert geben: Kreislaufwirtschaft, Re-use und Secondhand

Pro Jahr verursacht jede/r Deutsche inzwischen durchschnittlich mehr als 600 kg Abfälle, Tendenz steigend. Zu diesen Abfallmengen, die wir selbst zur Mülltonne, zum Container oder Wertstoffhof bringen, kommen all jene Abfälle hinzu, die bei der Produktion dieser Abfälle anfallen; rechnet man auch die Bau- und Abbruchabfälle hinzu, beläuft sich das Pro-Kopf-Abfallaufkommen auf insgesamt 2748 kg – pro Jahr.

Diese Bilanz schlägt sich auch auf die Klimafolgen unseres enormen Ressourcenverbrauchs nieder: Pro Kopf kommen in Deutschland die Treibhausgas-Emissionen für die Herstellung von Möbeln, Textilien und anderen Gütern und Dienstleistungen aktuell auf 3,8 Tonnen Treibhausgase. Sie machen mit 34 Prozent des gesamten persönlichen CO2-Fußabdrucks den Löwenanteil aus. Um jedoch die internationalen Klimaschutzziele zu erreichen, muss der gesamte persönliche CO2-Fußabdruck auf eine Tonne Treibhausgase jährlich reduziert werden.

Das Problem liegt auf der Hand: Weniger produzieren, mehr nutzen ist die einfache Formel für die Einsparung von Material, Energie und Abfall. Um diesen Trend zu verstärken, werben die Kommunen mit ihren Abfallbetrieben bereits seit längerer Zeit für einen konsumbewussteren Lebensstil. Die Stadt München erarbeitet momentan eine detaillierte Zero-Waste-Strategie, um das Abfallaufkommen deutlich zu vermindern und die Bevölkerung zu einem verantwortungsvollen Umgang mit aufwendig hergestellten Ressourcen zu überzeugen.

Weniger ist mehr | Doku
Was man im Leben wirklich braucht

ARD alpha
bis 22.03.2021, 20:15 Uhr
43 Min

Konsum ist eben keine Privatsache, wenn die Produktion, Nutzung und Entsorgung auf Kosten der globalen Gesellschaft erfolgt. Für die Herstellung eines Smartphones werden rund 75 kg Rohstoffe verwendet, das entspricht etwa dem 1000fachen des endgültigen Produktgewichts. Eine Jeans, die konventionell hergestellt wird, verbraucht in allen Produktionsschritten etwa 8000 Liter Wasser. Eine Kompensation für die Umweltfolgen ist bisher ungeklärt.

Im Schnitt liegen in Haushalten 1.289 Euro in Form ungenutzter Dinge herum, so das Ergebnis einer Umfrage des Wuppertal-Instituts von 2020. Am häufigsten wurden mit 62 Prozent CDs, DVDs oder Blu-Rays, mit 58 Prozent Bücher und mit 57 Prozent Kleidung, Schuhe oder Accessoires genannt. Eine Milliarde Kleidungsstücke (!) sollen einer Umfrage von Greenpeace aus dem Jahr 2015 nach ungenutzt in deutschen Schränken hängen. Eigentlich könnten wir auf die Neuanschaffung nicht nur von Bekleidung, sondern all unserer liebgewonnenen Dinge in den nächsten Jahrzehnten komplett verzichten, würden wir nicht in der Konsum-Dauerschleife unserer klassischen Wachstumsgesellschaft festhängen. Denn es ist inzwischen nicht nur genug, sondern auch zuviel von allem da.

Quellen und Handreichungen:

Wertschätzen statt Wegwerfen. Konzepte und Ideen zur Abfallvermeidung (Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit (BMU))
https://www.bmuv.de/fileadmin/Daten_BMU/Pools/Broschueren/abfallvermeidung_wertschaetzen_statt_wegwerfen_bf.pdf

ReUse und Secondhand in Deutschland (Wuppertal Institut für Klima, Umwelt, Energie gGmbH)
https://epub.wupperinst.org/frontdoor/deliver/index/docId/7656/file/7656_ReUse_Secondhand.pdf

WIRD ist die bundesweite Dachmarke für Kooperation und garantierte Qualität in der Ressourcenschonung durch Wiederverwendung und Reparatur sowie das Upcycling (Aufwertung eines Materials) in Secondhand- und Gebrauchtwarenhäusern . Es ist das Label für gemeinwohlorientierte Wiederverwendungs- und Reparatureinrichtungen und für kooperierende öffentlich-rechtliche Wertstoffhöfe, Hersteller und Händler.
https://reusedeutschland.org/